Das Augenlid ist ein Muskel
Wie kann ein Mensch, der als Kind sexuellen Missbrauch erfahren hat, eine Sprache dafür finden? Der Körper des Protagonisten Aaron in Alexander Stutz’ Debütstück erinnert sich an viele Einzelheiten dessen, was ihm da als Kind und in seiner Jugend angetan wurde. Die Sprache dafür formt sich auf verschlungenen Wegen, in dem der Körper selbst zu sprechen beginnt: die Augenlider, der Magen, der Kloß im Hals. Aber auch Dinge wie die Matratze helfen, dem Unsagbaren Worte zu verleihen. Und so tragen sie nach und nach zusammen, über was die Familie lieber schweigen würde. Sie reden an gegen das Vergessen, in das sich Aarons Verwandte eingerichtet haben. Alexander Stutz’ Text findet eine hohe sprachliche Form für ein Thema, bei dem einem die Sprache immer wieder wegbleibt.
Der Autor Alexander Stutz, geboren 1992, absolvierte eine Ausbildung als Gestalter bevor er als ein Regiestudium an der Zürcher Hochschule der Künste absolvierte. Sein Debütstück »Das Augenlid ist ein Muskel« entstand während seiner Teilnahme am Dramenprozessor Zürich.
von Alexander Stutz / Regie: Jorinde Dröse / Gastspiel Deutsches Theater Berlin…