May B
Die französische Choreografin Maguy Marin hat sich für ihr 1981 uraufgeführtes Werk »May B” von den Werken Samuel Becketts inspirieren lassen. Die Arbeit gilt mittlerweile als Klassiker der Moderne, als Legende, und ist das meist gespielte Stück Frankreichs. Wie eine Gruppe einsamer Seelen streifen die Tänzer*innen mit staubigen Gesichtern über die Bühne. Teils unbeholfen und in zarter Lächerlichkeit, doch vor allem mit der Hoffnung, ein Ziel ihrer endlosen Wanderschaft ausmachen zu können. Ihre Bewegungen und Gesten sind mal winzig, mal spektakulär und sie enthüllen so die sonst unbemerkten und unauffälligen Momente, in denen Stille und Warten einen Raum voller Zögern schaffen. Ein zeitloser Abend, der sich den existenziellen Fragen mit Stärke und einfühlsamer Komik widmet.
Maguy Marin erhielt ihre Ausbildung ab 1970 auf der Mudra-Schule von Maurice Béjart in Brüssel und war Tänzerin in dessen welt berühmtem Ballet du XXe siècle. 1981 gründete die Grande Dame des zeitgenössischen Tanzes in Frankreich ihre eigene Kompanie und leitete die Centres Chorégraphiques Nationaux ab 1985 in Créteil sowie ab 1998 in Rillieux-la-Pape. Seit 2015 arbeitet sie im Kunstzentrum RAMDAM in Sainte-Foy-lès-Lyon. Bei der Biennale Danza in Venedig erhielt Maguy Marin 2016 den Goldenen Löwen für ihr Lebenswerk. »May B” begründet mit über siebenhundert Aufführungen in 48 Ländern ihren Weltruhm und schreibt damit Tanzgeschichte.