Bettendorffsche Galerie im Schlossgarten
Am Ende des Ortes Gauangelloch bei Heidelberg, mitten in einer ländlichen Idylle, steht ein ehemals kleines Wasserschlösschen aus dem 15. Jahrhundert. Um dieses wunderschön restaurierte Gebäude versammeln sich in dem sogenannten Schlossgarten große Skulpturen aus 2,6 Milliarden Jahre altem Vulkangestein, dem Serpentinstein. Dieser Skulpturenpark gehört zu den weltweit größten Sammlungen an Shona-Skulpturen, benannt nach der größten Bevölkerungsgruppe in Simbabwe.
Ausstellungen im Musée Rodin in Paris, Museum of Modern Art in New York, Biennale in Venedig (2019) widmen sich dieser zeitgenössischen Kunst Afrikas und lassen damit deren Bedeutung erahnen.
Es handelt sich dabei um die Kunst eines Landes, dass in den letzten Jahren auf politischer Ebene keine leichte Zeit erleben musste.
Über viele Jahre hieß das Land Rhodesien, davor südliches Rhodesien. Den größten Teil des 20. Jahrhundert war es britische Kolonie bis es 1980, nach einem erbitterten Kampf seine Freiheit wiedererlangte. Was sich danach entwickelte unter Mugabe und bis zu dessen Tod 2019 (Präsident bis 2017) sowie darüber hinaus, ist fast täglich in den Medien berichtet worden. Es handelt sich dabei um Zerstörung, wirtschaftliches Disaster und Armut.
Nichts desto trotz verfügt die Bettendorffsche Galerie seit 1993 über ausgezeichnete Kontakte zu den Bildhauern aus Simbabwe und konnte somit wenigstens diese Künstler in den schwierigen Zeiten unterstützen.
Die Entwicklungsgeschichte der Bildhauerbewegung begann Mitte der 60 Jahre in drei verschiedenen Zentren. Die Kunstform wird als „Shona-Art“ etabliert. Diese Künstler waren sehr erfolgreich, fanden internationale Anerkennung und lösten einen regelrechten Boom aus, sowohl auf den internationalen Kunstmärkten. Angeregt von weltweit steigender Nachfrage, dem Erfolg der Vätergeneration, nahm die Bewegung große Ausmaße an.
Die Bettendorffsche Galerie zeigt ausschließlich ernstzunehmende Künstler und verwaltet eine große Anzahl Skulpturen von Künstlern der 1. Generation, wie Agnes Nyanhongo (berühmteste Steinbildhauerin Afrikas) und steht mit Roy Guthrie, einem simbabwischen Förderer dieser Kunst in engem Kontakt. Guthrie unterstützt heute neue Themen und Strukturen, die sich weitgehend entfernen von der Mythologie der Shona und der afrikanischen Umgebung. Die Künstler wollen sich und jede einzelne ihrer Skulpturen wahrgenommen haben als eine Arbeit, die aus dem Geist und dem handwerklichen Können eines Künstlers geschaffen wurde, der in Simbabwe lebt, bzw. lebte.
Dabei entstehen Werke zeitgenössischer Kunst Simbabwes, deren Präsentation sich die Galerie zur Aufgabe gesetzt hat.
So auch der seit 16 Jahren in Heidelberg lebende Bildhauer Stanford Fata. Denn Stanford Fata hat eine ganz eigene Synthese erschaffen zwischen dem Einfluss der europäischen Kunst und dem Ausdruck der Magie seiner Heimatkultur.
Zu dem Schwerpunkt der simbabwischen Bildhauer zeigt die Bettendorffsche Galerie in vielfältigen Ausstellungen über das Jahr unterschiedlichste Künstler, Maler sowie Bildhauer aus verschiedenen afrikanischen Ländern, aus dem Senegal, Nigeria, Kamerun, Ghana, Benin, Tansania, Südafrika etc. Sie bietet diesen Künstlern ein Forum, ihre Werke in Europa zu präsentieren und konnte bis jetzt einigen sogar helfen, sich besser in ihrem Land als Künstler zu etablieren.
Auch europäische Künstler, die ihren Blick auf Afrika in ihren Werken festhalten, sind durch die Galerie vertreten.