In Nightcrawler erzählt Regisseur Dan Gilroy die Geschichte von Louis Bloom, einem Kleinkriminellen, der sich in die Welt des L.A.-Crime-Journalismus drängt. Doch was wie ein klassischer Thriller klingt, ist weit mehr: Nightcrawler ist eine schonungslose Gesellschaftskritik über den sensationsgierigen Medienapparat und eine Öffentlichkeit, die von Gewalt und Skandalen besessen ist. Louis Bloom spricht und handelt wie ein ambitionierter Unternehmer – ein Start- up-Pionier der besonderen Art, der den Erfolg im gnadenlosen Wettbewerb sucht, koste es, was es wolle. Seine Sprache erinnert an Business-Ratgeber, seine Methoden an skrupellose Geschäftsmänner. Dieser Blickwinkel eröffnet faszinierende Lesarten über Kapitalismus und die moralischen Grenzen des Erfolgs.
Doch Nightcrawler geht noch tiefer: Der Film hinterfragt die Rolle der Medien in unserer Gesellschaft und reflektiert auf das eigene Medium – wie „wahr“ kann Film überhaupt sein, wenn allein die Ausrichtung der Kamera die Realität schon verzerrt? Ist jede Erzählung bereits Manipulation? Der Film selbst versucht diese Manipulation zu verhindern, indem er sie beispielsweise mit kontraintuitivem Musikeinsatz auf die Spitze treibt.
Neben der dichten Handlung begeistert Nightcrawler vor allem durch Jake Gyllenhaals herausragendes Schauspiel. Sein Louis Bloom ist sowohl faszinierend als auch abstoßend – ein Porträt der Entfremdung im modernen Kapitalismus und zugleich die Parodie des perfekten Selfmade-Man. Ein Film, der Action, Ideologiekritik und Medienreflexion meisterhaft verbindet
Vortrag: Max Hirsch
Sonderpreis 4€ für Studierende, mit freundlicher Unterstützung des StuRa.
USA 2014 / Regie: Dan Gilroy / 119 min / Jake Gyllenhaal, Rene Russo, Bill Paxton, Riz Ahmed, Kent Shocknek / engl. Original mit deutschen Untertiteln / FSK: 16.