Im Herzen Europas gelegen ist die Schweiz dennoch traditionellerweise neutral und auch nicht Mitglied der europäischen Union. Vielleicht ist es genau dieser unbefangene Blick, der dem Schweizer Regisseur Lionel Baier in seinem Film „Nathalie“ ermöglicht hat, die Schwächen, aber auch die Stärken der EU so pointiert zu schildern, wie es hier geschieht, – so kurz vor der Europa-Wahl 2024:
Nathalie Adler steht unter Strom! Sie muss den Staatsbesuch von Macron und Merkel in einem Geflüchteten-Lager auf Sizilien organisieren – ein PR-Event von ungeheurer Symbolkraft. Doch wer glaubt angesichts der zahllosen Krisen noch an die EU-Familie? Bestimmt nicht Albert, Nathalies lange entfremdeter Sohn, der als Aktivist für eine gemeinnützige Organisation im Camp arbeitet. Ihre unverhoffte Wiederbegegnung wirbelt tief vergrabene Gefühle auf. Denn Nathalie repräsentiert für Albert eine heuchlerische Politik, die sich nicht um die wahren Probleme der Menschen schert. Die Versöhnung der beiden gerät komplizierter als die brisante diplomatische Mission. Mit feiner Ironie hangelt sich die Satire an den Widersprüchen der europäischen Politik entlang und stellt viele Fragen, die auch nach dem Kinobesuch noch lange nachwirken.
Regie: Lionel Baier, CH/FR 2022, 84 Min., FSK: 12 Jahre