Die Inszenierung des NoNameEnsemble aus Frankfurt weicht von den bekannten Versionen der Medea-Geschichte ab. Hier stehen nicht der Konflikt zwischen einer von ihrem Mann verratenen Frau und ihre exzessive Rache im Mittelpunkt. Hier geht es um Medea als eine Fremde, die mit ihrem griechischen Mann in Korinth gestrandet ist. In Korinth müssen sich alle neu zurechtfinden. Medea schwankt zwischen dem Beharren darauf, sie selbst zu bleiben, und der Bereitschaft, sich anzupassen. Jason fühlt sich „wie zu Hause“ und lässt seinen ansozialisierten Stereotypen zunehmend freien Lauf. König Kreon hat eigentlich nichts gegen die „Barbarin“, polemisiert aber fremdenfeindlich gegen sie, wenn es ihm innenpolitisch opportun erscheint. Die Königstochter Kreusa sieht in Medea die interessante Exotin. Königin Merope weiß, dass Barbarinnen streng riechen, mehr will sie auch gar nicht wissen. Zuschreibungen ersetzen das Interesse am Gegenüber. Nur Medeas Amme, Kreons Sklavin und das Kind haben einen Blick für die Realität. Am Ende stellt Kreusa, Kreons Tochter, die entscheidende Frage. Die Antwort ist so bizarr und absurd, wie es Fremdenfeindlichkeit nun einmal ist.
Nach Euripides und Franz Grillparzer.