Die endlose Nacht
Der Westberliner Flughafen Tempelhof, 1962: Wegen Nebels ist der Flugverkehr eingestellt. Ein gutes Dutzend gestrandeter Passagiere ist gezwungen, die Nacht am Boden zu verbringen. In locker verbundenen Episoden zeichnet der Film ein facettenreiches Bild aus Begegnungen und Gesprächen – so zwischen einem mittellosen Starlet und zwei fragwürdigen Kavalieren, einem Farmer aus Afrika und einer heiratswilligen Flughafenangestellten. Ferner bevölkern den nächtlichen Reigen eine Ehefrau mit italienischem Geliebten, ein betrügerischer Geschäftsmann und eine polnische Jazzband … Will Tremper gelingt eine dokumentarisch unterfütterte Kolportage. Ohne fertiges Drehbuch in 45 Nächten nach Betriebsschluss in der Tempelhofer Abfertigungshalle mit Originalton gedreht, verdichtet sich DIE ENDLOSE NACHT zum wirklichkeitsnahen Gesellschaftsbild. Besetzt ist es mit glaubwürdigen Charakteren, deren oftmals improvisierte Dialoge das Ohr am Puls der Gegenwart haben. Und mit dem Geschäftsmann auf der Suche nach Geld könnte der Regisseur sich selbst porträtiert haben: Um den Film ohne Fördermittel realisieren zu können, nahm Tremper eine Hypothek auf sein Eigenheim auf.
Bundesrepublik Deutschland 1963 / Regie: Will Tremper / 85 min / Karin Hübner, Harald Leipnitz, Hannelore Elsner, Louise Martini, Paul Esser, Wolfgang Spier, Werner Peters, Bruce Low, Mario Adorf, Wolfgang Neuss / dt. Originalfassung / FSK: 16.