Der Baubewohner weiß, was richtig und falsch ist. Mit seiner Stirn hat er sich ein Paradies in den Waldboden gegraben und lebt dort in sicherer Entfernung zur Gesellschaft.
„Dein Haus ist geschützt, in sich abgeschlossen. Du lebst in Frieden, warm, gut genährt, Herr, alleiniger Herr über eine Vielzahl von Gängen und Plätzen, und alles dieses willst du hoffentlich nicht opfern, aber doch gewissermaßen preisgeben …“
Ausbesserungsarbeiten und genüssliches Flanieren durch die Vertrautheit seiner Gänge und Plätze bestimmen sein Dasein. In der Ruhe seines Baus kann er aufatmen, kann in wohligen Schlaf sinken auf seinen angesammelten Vorräten. Er ist stolzer Herrscher des selbsterschaffenen Reichs, Erbsenzähler und Medium flirrender Angst in allen Schattierungen. So sehr er sie ignorieren will – es gibt sie doch, die Welt dort draußen. Sie werden kommen. Sie wollen ihn, sie wollen teilhaben an seinem Wohlstand, ihn vernichten…
Doch wer ist „er“ und wer sind „sie“? – Ein Theaterthriller über Isolation, Angst und Einsamkeit.
Ein Stück für zwei Stimmen, eine Puppe und einen Sounddesigner. Zeitlos schrecklich und tief sind die Ängste Franz Kafkas. Die Gedanken von Kafkas Baubewohner offenbaren ein von Vorurteilen geprägtes manisches Sicherheitsbedürfnis, das dieser Tage wieder durch die Köpfe und Diskurse geistert und unmenschliche Konsequenzen hat.
Idee, Ausstattung, Performance: Sabine Köhler, Heiki Ikkola
Komposition, Live-Sound-Design: Daniel Williams
Lichtdesign: Josia Werth
Die Produktion Blut am Hals der Katze von Cie. Freaks und Fremde wurde mit dem HEIDELBERGER THEATERPREIS 2023 – Preis der Jury ausgezeichnet.
In Kooperation mit dem Literaturherbst Heidelberg