Es knistert und lodert, prasselt und brennt – Brandstifter sind in der Stadt und lassen nachts die Dächer über den Köpfen der brav schlafenden Bürger in Flammen aufgehen. Die Zeitungen berichten: Die Feuerteufel würden sich als Hausierer ausgeben, um Obdach bitten, sich in den Dachböden einnisten und von dort die vernichtenden Brände zünden. Bestenfalls ein wenig leichtsinnig erscheint es da, dass Gottlieb Biedermann, erfolgreicher Haarwasserfabrikant, dem Hausierer Schmitz Quartier auf seinem Dachboden bietet. Auch als dieser gemeinsam mit einem Freund Fässer auf den Dachboden rollt, mit Zündschnüren hantiert und Benzingeruch in jede Ritze des Hauses dringt, verteidigt Biedermann seinen Glauben an das Gute im Menschen. Bis zuletzt kämpft er lachend gegen sein Image des ängstlichen Spießers und gibt – in der Hoffnung, verschont zu bleiben – den Brandstiftern selbst die Streichhölzer in die Hand. In seinem 1957 verfassten “Lehrstück ohne Lehre” berichtet der Schweizer Schriftsteller Max Frisch von der Entscheidung für den Weg des geringsten Widerstands – mit all seinen vernichtenden Konsequenzen.