Alvvays hatten nie vor, sich fünf Jahre Zeit zu nehmen, um ihr drittes Album fertigzustellen. Tatsächlich begann die Band kurz nach der Veröffentlichung von „Antisocialites“ (2017) mit dem Schreiben und Schneiden ihrer ersten Stücke. Doch sie tourten mehr als erwartet, was eine Unterbrechung bedeutete, da die Band unterwegs keine Musik schreibt. Dann brach ein Dieb in die Wohnung der Sängerin Molly Rankin ein und entwendete ein Aufnahmegerät voller Demos; zudem ruinierte eine Kellerflut fast das gesamte Equipment der Band. Schließlich verloren sie eine Rhythmusgruppe und konnten aufgrund von Grenzschließungen monatelang nicht mit ihrem meisterhaften Neuen, Schlagzeuger Sheridan Riley und Bassistin Abbey Blackwell, proben.
Aber das fünfjährige Warten hat sich gelohnt: „Blue Rev“ bekräftigt nicht einfach das, was an Alvvays schon immer großartig war, sondern erfindet es neu. Es gibt 14 Songs, die „Blue Rev“ nicht nur zum bisher längsten Alvvays-Album machen, sondern auch zum harmonisch reichsten und textlich provokantesten. Die Songs leben von Unmittelbarkeit und Komplexität. Dabei sind sie schon beim ersten Hören so gut, dass man die Platte geradezu zwangsläufig immer wieder spielt, um alle Details zu entschlüsseln.