Die Gärtner der Savanne mischen die Afrika-Anlage im Zoo Heidelberg auf
Zuwachs auf der Afrika-Anlage: Vier weitere Blessböcke aus Schweden – drei Damen aus Borås und ein Bock aus Kolmården. Die Zebras teilen sich die Anlage jetzt mit insgesamt fünf Blessböcken. Mit etwas Glück kann man die beiden Gruppen friedlich beim gemeinsamen Fressen beobachten.
Namensgebend für die Blessböcke ist die unübersehbare weiße Blesse im Gesicht, die sich vom Hornansatz bis zum Maul zieht – ähnlich wie bei manchen Pferden. Ihre gerillten Hörner sind bei beiden Geschlechtern leierförmig geformt und können bis zu 50 Zentimeter lang werden. Weibchen haben etwas zartere, feinere Hörner als die Männchen und sind etwas leichter, unterscheiden sich sonst jedoch kaum von ihnen. Ebenfalls auffallend sind die sogenannten Voraugendrüsen. Diese sind beim Blessbock sehr hervorstechend und unterhalb der Augen als Verdickungen am Schädel auch für den Laien gut zu erkennen. Ebenso wie viele andere Huftiere markieren die Blessböcke ihr Revier mit Duftsekreten. Diese werden von verschiedenen Drüsen abgeben und vor allem an Zweige und Äste gerieben.
Männliche Blessböcke versuchen, möglichst etwas erhöhte Punkte wie kleine Hügel zu besetzen. So sieht man Böcke beispielsweise über den anderen „thronend“, seine Dominanz präsentierend um seine Attraktivität weithin erkennbar für die Weibchen zu zeigen.
Der Zoo Heidelberg freut sich sehr über den Zuwachs aus Schweden. Obwohl die drei neuen Weibchen sehr dominant auftreten, lässt sich der junge Bock von ihnen nicht einschüchtern und zeigt großes Interesse an den Damen. Hartnäckig versucht er immer wieder ihre Aufmerksamkeit zu erlangen – bisher mit eher mäßigem Erfolg. Mit zunehmenden Alter wird er sich sicher besser bei den Weibchen durchsetzen können. Das einzelne Heidelberger Weibchen hat sich mit dem Männchen schon angefreundet, sich allerdings noch nicht so recht an die neuen weiblichen Gefährten gewöhnt. „Wir hoffen, dass sich auch die Weibchen nach und nach aneinander gewöhnen und so eine harmonische Gruppe entsteht.“ erklärt Sandra Reichler, Kuratorin für Säugetiere im Zoo Heidelberg. Wenn das Zusammenleben gut funktioniert, kann man in Zukunft wieder mit Nachwuchs bei den Savannenbewohnern rechnen. In einer größeren Herde kann man dann sicher auch den für Blessböcke typischen „Gänsemarsch“ beobachten: Anders als Gnus oder Zebras, die mit breiten Fronten und zig Tieren nebeneinander umherziehen, laufen Blessböcke bei einer Wanderung zu einem Futterplatz oder Wasserloch dabei jeweils in die Fußstapfen des vorderen Tieres in einer Reihe hintereinander. In ihrer Heimat im Süden Afrikas formen sich so teilweise eindrucksvolle Reihen der Großherden mit bis zu 650 Tieren.
Während der europäischen Kolonialzeit in Afrika war der Blessbock eine begehrte Jagdbeute, denn Fleisch und Fell konnte man gut verkaufen. Als gegen Ende des 19. Jahrhunderts fast die gesamte Population ausgestorben war, wurden Schutzgebiete für den Blessbock errichtet. Durch Züchtungen auf privaten Farmen konnte sich die Population gut erholen, wobei nur rund drei Prozent der Antilopen in Naturschutzgebieten beheimatet sind, der Rest lebt auf den genannten Farmen. In der Trockenzeit ist es nicht unüblich, dass in Afrika ganze Landschaften durch Brände vernichtet werden. Was erstmal schlecht klingt, birgt tatsächlich einen großen Nutzen. Denn die Asche verbrannter Pflanzen wirkt wie Dünger und so können neue Samen gedeihen. Die jungen Triebe sind die Leibspeise der Blessböcke und durch das Abfressen der Keimlinge von Büschen verhindern sie, dass die Savannenlandschaft verbuscht. Aufgrund dieses Verhaltens nennt man Blessböcke auch liebevoll die Gärtner der Savanne.